Bio und vegan – gibt es da Unterschiede?

Es liegt im Trend, sich bewusst zu ernähren und ein möglichst nachhaltiges Leben zu führen. Schnell stoßen die Verbraucher in diesem Rahmen auf die Begriffe „bio“ und „vegan“ – aber worum handelt es sich dabei überhaupt und in welcher Verbindung stehen beide Bezeichnungen zueinander?


Aus Worten wird eine Lebenseinstellung

Wer heute einmal durch den Supermarkt schlendert, ein Lifestyle-Magazin aufschlägt oder sich mit Freunden über gesundheitsbezogene Themen unterhält, kommt an zwei Begriffen nicht mehr vorbei. Zwei Worte, die es – so scheint es – erst in den letzten Jahren in unseren Sprachgebrauch geschafft haben, die von dort aber nicht mehr wegzudenken sind. Synonyme, die längst für einen ebenso bewussten wie gesunden Lebenswandel stehen. Und die auch deutlich über die Person des Konsumenten hinaus ihre Wirkung entfalten, indem sie dem Tier- sowie Pflanzenwohl und damit der Umwelt insgesamt dienen.

Gemeint sind die Begriffe „bio“ und „vegan“, hinter denen sich nicht alleine ein Ausdruck individueller Ernährung verbirgt, sondern die bereits zu einer eigenen Philosophie herangewachsen sind. Ein wenig schade ist es dabei, dass beide Worte immer wieder in gleicher Bedeutung verwendet und nicht selten sogar verwechselt werden. Doch worum handelt es sich dabei eigentlich und welchen Einfluss besitzen beide auf unser Leben?


Bio – was ist das überhaupt?

In den letzten Jahren ist ein Trend bei den Herstellern und den Verbrauchern von Lebensmitteln zu erkennen: Die bisher gebräuchliche industrialisierte Fertigung von Speisen wird gemieden – demgegenüber werden Rohstoffe und Gerichte erworben, die aus biologischer Haltung stammen. Gemeint sind pflanzliche Produkte, die besonders nachhaltig angebaut und geerntet werden. Ebenso aber tierische Naturstoffe, die aus artgerechter Zucht, Lebensführung und Schlachtung stammen. Verwendet wird dabei nur, was dem Wohl von Pflanzen und Tieren dient – auf Überflüssiges, Unnatürliches und sogar Schädliches soll verzichtet werden. Ein Bereich, in dem mittlerweile strenge Kriterien gelten.

Gemeint ist also eine Rückkehr zu jener Landwirtschaft, die im Wesentlichen bereits von unseren Großeltern betrieben wurde und die erst im Zuge der industriellen Massenfertigung zunehmend an Bedeutung verloren hat. Der Grundgedanke hinter dem Bio-Begriff ist somit richtig und wichtig. Er schützt die Natur und den Menschen, das Tier ebenso wie die Pflanze.


Demeter gibt den Maßstab vor

Eng verwandt ist der Bio-Begriff übrigens mit dem Wort Demeter. Die Bezeichnung entstammt dem Namen der griechischen Göttin Demeter, die über die Fruchtbarkeit der Erde und des Getreides wachte. Heute wird unter dem Ausdruck aber ein deutscher Landwirtschaftsverband verstanden, der sich seit seiner Gründung im Jahre 1924 in besonderer Weise dem biologischen – und damit nachhaltigen, umweltfreundlichen, ressourcensparenden – Anbau von Pflanzen sowie der Haltung von Tieren widmet.

Die hier im Laufe von Jahrzehnten gemeinsam mit Landwirten und Wissenschaftlern erstellen Grundlinien der täglichen Arbeit liegen deutlich über den gesetzlichen Vorgaben, die Verkäufer und Hersteller einhalten müssen, wenn sie mit dem Bio-Label ausgezeichnete Lebensmittel in den Handel bringen möchten. Bundesweit haben sich mehr als 3.000 Landwirte dem Demeter-Verband angeschlossen – auf allen fünf Kontinenten werden Rohstoffe und Nahrungsgüter nach dessen Kriterien produziert. Insbesondere der Verzicht auf synthetische und chemische Dünger nimmt beim Anbau der Pflanzen eine hohe Bedeutung ein.


Wie widmet sich Demeter dem Tierwohl?

Neben den Pflanzen kommt den Tieren im Demeter-Verband eine besondere Relevanz zu. So gilt es, eine artgerechte Haltung durchzuführen und allen Geschöpfen ein Leben ohne Qualen zu ermöglichen. Ganz gleich, ob es sich dabei um Fische handelt, die ausnahmslos in naturbelassenen Teichen schwimmen dürfen.

Um Hühner, die mehr Auslauf erhalten als ihnen in einer industrialisierten Legebatterie zugestanden wird. Oder um Kühe, denen nicht – oft unter Schmerzen – die Hörner abgesägt werden, um damit etwaigen Verletzungsgefahren unter den Tieren vorzubeugen. In diesem Rahmen ist es verständlich, dass auch die Futtermittel aus natürlichem Anbau stammen. Gezüchtet und aufgezogen werden somit gesunde und vitale Tiere. Ihre Ausscheidungsprodukte lassen einen hochwertigen Dünger entstehen, der ohne chemische Zusätze die Felder mit wertvollen Nährstoffen anreichert – und so zum Wachstum der Pflanzen beiträgt. Der Demeter-Begriff muss daher ganzheitlich verstanden werden: Er widmet sich der Gesundheit der Tiere und Pflanzen, dient damit letztlich dem Menschen und der Umwelt gleichermaßen.


Mit „vegan“ hat das nicht viel zu tun

Bereits aus dem zuvor Gesagten lässt sich recht gut erkennen, wo ein Unterschied in den Begriffen „bio“ und „vegan“ liegt. Denn während sich die für das Bio-Siegel und die Vorgaben des Demeter-Verbandes bedeutsame artgerechte Haltung auf das Wohl der Tiere konzentriert, werden mit der Bezeichnung „vegan“ ausnahmslos Nahrungsmittel, Rohstoffe und sonstige Gebrauchsartikel definiert, die gänzlich ohne tierische Ressourcen auskommen. Vegan kann somit ein Fleischersatzprodukt sein, das auf pflanzlicher Basis hergestellt wird. Vegan ist ebenso die Kerze, die mit gehärteten pflanzlichen Ölen gefertigt wurde, statt dafür das Wachs der Bienen zu verwenden. Viele ähnlich gelagerte Beispiele lassen sich finden.

Daher ist es unverständlich, dass die Begriffe „bio“ und „vegan“ heute zuweilen noch gleichlautend verwendet werden. Denn wer auf eine biologische, nachhaltige und umweltbewusste Lebensweise sowie die damit verbundene Ernährung achtet, muss nicht zwingend zu Produkten greifen, die als „vegan“ angepriesen werden.


So wichtig sind Tiere für unsere Gesundheit

Du bist, was du isst! Das menschliche Wohlbefinden ist im Wesentlichen davon abhängig, wie sich eine Person ernährt, welche lebenswichtigen Bausteine sie dem Körper zuführt – und welche schädlichen Substanzen sie konsumiert. Natürlich sollte in diesem Rahmen eine pflanzliche Kost häufiger auf dem Teller zu finden sein. Doch es gibt keinen Grund, auf tierische Rohstoffe gänzlich zu verzichten. Denn die Milch der Kuh, das Ei des Huhns oder das Fleisch des Schweins sind mit wertvollen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen versehen, die sich alleine aus der pflanzlichen Nahrung nicht immer beziehen lassen.

Zudem können zumindest einige der tierischen Nährstoffe durch den menschlichen Organismus besser aufgenommen und verarbeitet werden, wodurch die Leistung der einzelnen Organe profitiert. Das ist die Basis für ein gesundes Leben. Verständlich – und ganz im Einklang mit den Demeter-Vorgaben – ist aber auch, dass Fleisch kein Massenprodukt sein darf, das täglich in großen Mengen verzehrt wird.


Welche Bedeutung besitzen die weiteren tierischen Rohstoffe?

Doch es wäre zu kurz gedacht, das Tier lediglich als Lieferanten für Fleisch, Milch und Eier anzusehen. Immerhin ist es möglich, viele Arten nach der Schlachtung vollständig zu verwerten. Zu denken wäre an die Hühnerfedern, die im Kopfkissen landen.

Ebenso an die Schafswolle, die für die Kleidung verwendet wird. Oder an das Leder von Rindern und Schweinen, das sich in unterschiedlichen Lebensbereichen des Menschen finden lässt – nicht selten kunstvoll verarbeitet. Kaum ein Element der Nutztiere ist vorhanden, das nicht eine Bedeutung für ein Produkt, ein Gütersegment oder einen Industriezweig besitzt. Ein Leben ohne tierische Ressourcen ist heute kaum mehr vorstellbar.

Das gilt umso mehr für die Naturkosmetik, in der etwa der Honig der Bienen oder die Milch von Kühen und Eseln einen besonderen Stellenwert einnimmt – beide Rohstoffe waren bereits in den antiken Kulturen für Schönheit und den Wunsch nach ewiger Jugend bekannt.


Bio statt vegan

Zudem muss beachtet werden, dass sich viele tierische Ressourcen nicht durch pflanzliche Ersatzstoffe kopieren lassen. Das gilt etwa für die Gelatine in der Küche, die aus dem Eiweiß des Schweins gewonnen wird und die deutlich mehr Stabilität in die Speisen bringt, als das mit Mais- oder Kartoffelstärke möglich ist. In der Naturkosmetik ist das Bienenwachs für die Herstellung von Cremes oder Wundauflagen weiterhin deutlich besser als das Carnaubawachs – das Wachs der Blätter der Carnaubapalme – geeignet.

Bei der Fertigung von Kerzen sorgt das natürlich gewonnene Propolis – eine harzartige Substanz aus der Bienenwabe – für bessere Ergebnisse als pflanzliche Öle. Es gibt somit keinen Anlass, auf tierische Rohstoffe gänzlich zu verzichten und ein rein veganes Leben zu führen. Umso wichtiger ist es dagegen, dem Bio-Begriff eine hohe Bedeutung zukommen zu lassen. Nahrungsmittel, Gebrauchsartikel und sonstige Ressourcen aus pflanzlicher und tierischer Herkunft sollten umweltbewusst, nachhaltig und zum Wohle der Art verarbeitet worden sein.